BUND Info zu den aktuellen CASTOR Transporten!

Unmittelbar nach dem Ende der beiden Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Bad Bergzabern wagte es die Politik nach 4 Jahren wieder, Atommüll mit massivstem Polizeischutz durchs Land zu karren.

Einige von uns wollten die strahlende Fracht nicht einfach so "mir nichts, dir nichts" passieren lassen.

Wir wollten den Castor-Transporteuren zeigen, daß es nicht nur im Wendland, sondern auch in der Südpfalz Menschen gibt, die sich ihrer Verantwortung für zukünftige Generationen stellen.

Wir packten uns dick ein, denn es waren Minus-Grade angekündigt und demonstrierten die ganze Nacht hindurch bis zu nächsten Morgen friedlich vor Maximiliansau und Woerth, dem ersten planmäßigen Halt des Zuges auf deutschem Boden.

Quelle DPA..Internet

1000 Mann starke Polizeiarmee kontra Gitarre und Kerzen

Ort: Gleisübergang vor Maximiliansau.
Wir sahen jenseits des Bahnübergangs eine größere Gruppe von Demonstranten, die sich ein paar Meter vom Gleis entfernt niedergelassen hatte.
Es werden Lieder zu Gitarrenklängen gesungen, "We shall overcome".
Kerzen wurden vor die Stiefel der Polizisten gestellt..
Fahrbare Flutlichtmasten blendeten die Menschen mit grellem Scheinwerferlicht, es wurde fleißig fotografiert.

Die singenden Demonstranten und unsere kleine Gruppe wurde umringt von einer unverhältnismäßig hohen, schwer bewaffneten Übermacht aus Polizisten, Bundesgrenzschutz und Bereitschaftspolizei.

Die Staatsgewalt wirkte martialisch, bedrohlich, sollte wohl einschüchtern.

Der Vergleich mit Kämpfern aus Star Wars drängte sich uns auf, es fehlte nur noch die Laserpistole. Den Helm aufgesetzt, das Visier heruntergeklappt, den Schlagstock in der Hand, gut ausgepolstert wie Football-Spieler, richtige Kleiderschränke, große Schilde vorm Körper.
Man hatte sich auf Seiten der Staatsmacht gut geschützt.

Ein Gegensatz, wie er sich grotesker nicht darstellen konnte.

Ist hier eigentlich Krieg? Gegen wen zieht man denn zu Felde?
Doch nicht etwa gegen die frierenden, unbewaffneten Idealisten, die hier in dieser frostklaren Nacht mit dem Mut der Verzweiflung ausharrten?

Sahen wir hier das Gesicht des Atomstaates?
Wenn bei den Zivilisten noch jemand kein Atomkraftgegner war, so wurde er es spätestens in dieser Stunde.

Kreisende Hubschrauber mit tanzenden Strahlern verrieten uns die Position des Castor-Transports.

Dann erschienen noch Hundeführer mit Schäferhunden vor dem Gleisübergang.

Die Sicherheitskräfte bauten sich nun in mehreren Reihen vor den Schienen auf, so als ob sie der Werkschutz für Mülltransporte der Atomindustrie seien.
Dabei hatte uns ein paar Minuten vorher noch ein freundlicher BGS-Beamter geflissentlich erklärt, daß er nur hier sei, um unser Leben zu schützen, damit uns kein Zug mit 180 Sachen überfährt.

Die Situation spannte sich nun merklich an, offenbar nahte der Zug.
Ohrenbetäubender Lärm, einige um uns pfiffen auf ihrer Trillerpfeife, andere riefen "Castor stop!"
Ein unbeschreibliches Gefühl durchfuhr uns, als der Zug langsam vorbeirollte, nicht zu beschreiben, etwas das man so schnell nicht wieder vergißt.

Wir empfahlen uns und den Beamten einen möglichst großen Abstand zum Castor einzuhalten.


Reinhold Siener