BUNDinformation zur Pressemeldung der RHEINPFALZ vom 31.10.00
Naturschutzgroßprojekt Bienwald
Opfer kleinkarierten Parteienzanks. Politisch Lied ein garstig Lied
"Zu Wahlkampfzeiten bringt im Parteienstaat offensichtlich niemand mehr die menschliche Größe und das Format auf, Brücken zu bauen. Lieber lässt man es zu, dass eine große, in 11 Jahren herangereifte Idee - selbst in Abstimmungskumpanei mit dem äußersten rechten Rand - hoffnungslos niedergetrampelt wird". |
Dieses niederschmetternde Fazit zog der BUND-Landesvorsitzende Ulrich Mohr aus der Entscheidung des Kreistages Germersheim gegen das Naturschutzgroßprojekt Bienwald am vergangenen Montag. Hierbei wurden nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke, sondern immerhin auch rund 20 Millionen Mark leichthändig aus dem Fenster geworfen.
Letztlich bleibt es eine Geschmacksfrage, ob man in dem Vorgang eine Tragödie, eine Tragikomödie oder eher eine Art Komödienstadel sehen will. Wie konnte dieser blamable Eindruck von Dumpfheit und Provinzialismus zustande kommen?
Für den BUND bleibt die bohrende Frage: Warum können Politiker sich über Parteigrenzen hinweg viel leichter einigen, wenn es um die Verwirklichung von Industrieprojekten geht, nicht aber, wenn Nachhaltigkeit, Natur- und Artenschutz auf dem Spiele stehen? (Die Ur-Ängste der CDU im Kreis GER) Weitere Informationen beim BUND-Regionalbüro Pfalz oder per E-Mail: [email protected] |
Auszug aus
der Online-Zeitung RON der RHEINPFALZ
Bienwald-Projekt abgelehnt KREIS GERMERSHEIM: Gestern vom Kreistag bei Stimmengleichheit Der Landkreis Germersheim wird die Trägerschaft für das Naturschutzgroßprojekt Bienwald nicht übernehmen. Mit Stimmengleichheit (21:21) lehnte der Kreistag gestern die Vorlage der Kreisverwaltung ab, die zur Zustimmung aufforderte. Für das Projekt sprachen sich SPD, Freie Wähler, Grüne und FDP aus, dagegen CDU und Republikaner. Ein SPD-Kreistagsmitglied fehlte wegen eines schon länger gebuchten Urlaubs. Der Kreistag Südliche Weinstraße hingegen stimmte gestern bei drei Enthaltungen dem Projekt einhellig zu. Zu Beginn sagte Landrat Gottfried Nisslmüller (SPD), die Umsetzung des Projekts wäre ein "gewaltiger Image-Gewinn für den Landkreis". Die Gegner sollten ihre Verärgerung wegen des Verfahrens zurück stellen, die eigentliche Planung beginne erst in den ersten beiden Projektjahren. Harald Seiter (CDU) kritisierte das aus seiner Sicht "völlig verkorkste" Verfahren; die Kommunen sollten wohl "überrumpelt" werden. Dabei, so Seiter, decken die Gemeinden, die das Projekt ablehnen, 70 Prozent der Fläche ab, um die es gehe. Der CDU seien die Risiken des Projekts zu groß, so Seiter: "Wir wollen den Bienwald in seiner heutigen Funktion und Erscheinungsbild erhalten wissen." Jutta Wegmann (Grüne) sagte, der Forst habe Massenvermehrungen von Insekten "bisher immer in Griff gekriegt". Die Ablehnung rühre wohl daher, dass es "ungewohnt" sei, "der Natur ihren Lauf zu lassen". Jürgen Thomas (Freie Wähler) sagte, das Projekt sei "dilettantisch verkauft" und anfangs in "Parteiküchen ausgekocht" worden. Die Freien Wähler hätten sich dann selbst informiert, ihre Bedenken seien jetzt "weitestgehend ausgeräumt", letzte Sicherheit gebe es "bei Experimenten mit der Natur" nicht. Jens Przygode (FDP) sah bei den Abstimmungen in den Gemeinden kein eindeutiges Votum. Auch die Aussagen der Fachleute ergäben keine letzte Klarheit, eine Entscheidung fordere "Mut". Der 3. Kreisbeigeordnete und CDU-Landratskandidat Dr. Fritz Brechtel meldete sich zu Wort, um auf Hinweise zu antworten, er habe Anfang der 90-er Jahre das Projekt mit initiiert. Brechtel bestätigte, das er "früher sehr aktiv für dieses Projekt eingetreten" sei. Allerdings sei es mittlerweile lange in den Schubladen gelegen, er wolle aber Gemeinden und Bürger mit einbeziehen. Er halte das Projekt deshalb "zum jetzigen Zeitpunkt und in dieser Form nicht für zustimmungsfähig". Dr. Wolf van Osten, Leiter der Abteilung Naturschutz im Umweltministerium, sagte nach der Abstimmung auf Fragen der RHEINPFALZ: "Von der Tendenz her: Das wars." Zwar wäre es möglich, das Projekt in abgespeckter Form unter der Trägerschaft des Landes durch zu führen. Er nehme aber an, das dies nicht geschehe. Und das Umweltbundesamt habe bereits Anträge für 14 andere Projekte auf dem Tisch liegen. (lap) Quelle: RON - RHEINPFALZ ONLINE, 31. Okt. 2000 [zurück] |