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Standpunkt zum Thema Atomenergie

Bei Ihnen kommt der Strom doch auch schön sauber aus der Steckdose; er rußt nicht, macht keinen Lärm, keinen Gestank, hinterläßt keine Rückstände.

Eine rundum saubere Sache, sogar beim Erzeuger: vom blankgewienerten Boden des Warteraums im AKW Philipsburg könnte man sogar essen.

Ist diese Energie wirklich so sauber, wie man uns weismachen will?

Mitnichten, die Dinge verhalten sich zuweilen etwas anders als sie scheinen.

Das beginnt schon beim Herstellen des Brennstoffes für Atomkraftwerke.

Für jedes Kilogramm Brennstab müssen ca. 3000 kg. Gestein umgewälzt werden, mitunter nimmt man dazu auch giftige Flüssigkeiten, ganze Landstriche werden dadurch zerstört.
Vom Aussterben bedrohte Naturvölker wie z. B. die Indianer Nordamerikas wurden radioaktiver Strahlung in den Abbaugebieten ausgesetzt (z. T. ohne deren Kenntnis.).

Auch im Normalbetrieb entweicht jedem AKW radioaktive Strahlung.

Kompetente Atomphysiker behaupten, jede radioaktive Strahlung, die sich zur natürlichen Hintergrundstrahlung aufaddiert, kann beim Menschen zu unvorhersehbaren Gesundheitsschäden führen; den Gegenbeweis hat die Atomindustrie bis heute noch nicht geliefert.

In den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield wird die Umwelt durch radioaktiv belastete Luft bzw. das Wasser der Nordsee massiv verseucht.
Umweltskandale dieser beiden Anlagen sind fast schon an der Tagesordnung, das Problem ist oft der Mensch.
Die Leukämierate unter Kindern im Umfeld dieser beiden Anlagen liegt weit über dem landesweit üblichen Durchschnitt.

Der menschliche Körper hat keine Möglichkeit die radioaktive Strahlung zu erkennen, dennoch ist sie da; sind ihre Auswirkungen auf uns alles andere als harmlos.

Ja, und wenn man so schön die Energie genutzt hat, so entsteht doch bei mir im Haus kein Abfall, oder?

Richtig!

Bei Ihnen nicht, aber im AKW entsteht hochgiftiger, strahlender Atommüll in rauhen Mengen, der noch sehr, sehr lange Radioaktivität emittieren wird (mehrere 100 000 Jahre).
Dieser Abfall muß irgendwo sicher entsorgt werden, endlagern nennt man das.

Ihre Nachkommen dürfen noch sehr sehr lange auf Etwas aufpassen, von dem sie höchstwahrscheinlich gar keinen Nutzen haben werden.
Vielleicht werden sie deswegen ganz schön sauer auf uns sein. Was soll man von jemand denken, der sein Leben genießt und den Nachkommen seinen nicht entsorgbaren Dreck hinterläßt.

Zum Endlagern bräuchte man halt ein sicheres Endlager, und schon fängt das trotz großmundiger Versprechen seit 40 Jahren ungelöste Dilemma an:

Es gibt auf der ganzen Erde bisher keines, höchstens z. B. eine bessere Wellblechhalle im Wendland, und die trägt die Bezeichnung Zwischenlager Gorleben.

Oder man parkt die abgebrannten Brenn-Elemente mal eben kurz für 30 Jahre auf dem Kraftwerksgelände in sogenannten Interimslagern, die vielleicht eines schönen Tages mangels Alternativen zum Endlager mutieren könnten.

Wenn man sie für teures Geld unter schärfster Bewachung spazierenfährt, gibt es jedesmal viele unliebsame Proteste.

Polizeibeamte, die diese Transporte bewachen müssen, wollen auch mal ihre vielen Überstunden abbauen und haben ganz sicher keine Lust, sich ständig radioaktiv verstrahlen zu lassen..

Bis der sogenannte "Atomausstieg" in Deutschland vollzogen sein wird, entstehen noch ca. 7500 Tonnen radioaktiver Atommüll, hunderte von Castoren müssen durch halb Europa gekarrt werden.

Sind Sie immer noch der Meinung, dies sei eine saubere Energie?

Ja gut, werden sie vielleicht sagen, aber diese Energie ist doch so schön billig.

Auch das stimmt in letzter Konsequenz nicht.

Billig ist sie nur für die Betreiber schon längst abgeschriebener Kraftwerke.
Atomenergie wird hierzulande stark subventioniert:
Jedes Jahr legt der Steuerzahler runde 6 Mrd. DM drauf.
Der Bau dieser Kraftwerke sowie die Rückstellungen für den problematischen Abriß wurden übrigens auch teilweise aus Steuergeldern finanziert.

Apropos billig, wer zahlt eigentlich, wenn ein Unfall passiert a la Tschernobyl?
Wenn Sie mit Ihrem fahrbaren Untersatz einen Schaden verursachen, dann tritt Ihre Haftpflichtversicherung ein.
Der ganz grob geschätzte Schaden eines Atomunfalls in Deutschland beträgt ca. 20 Billionen DM.
Die Kraftwerker bringen in einem solchen Fall gerade mal 500 Millionen DM auf und melden dann Konkurs an.

Auch hier (ver-)blutet die Allgemeinheit:

Die inzwischen privatisierten Energiekonzerne und ihre Aktionäre stecken die privatisierten Gewinne gerne ein, den anfallenden Atommüll läßt man auf Staatskosten durch die Lande karren, die Menschen im Wendland erben ihn und die Allgemeinheit kommt im Ernstfall für die Kollateral-Schäden auf.

Alles wie gehabt nach der Devise: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.

Würde man sämtliche Kosten der Kernenergie verursachergerecht auf den Strompreis umlegen, so wäre Strom aus Kernenergie mehr als unrentabel.

Ein "vernünftiges" Argument für die Kernenergie bliebe zu guter letzt:

Man könnte doch mit dem anfallenden Atommüll durchschlagende Uranmunition fertigen, so wie sie zuletzt im Kosovo-Krieg erfolgreich eingesetzt wurde oder man könnte noch ein paar dringend benötigte, mit Mehrfachsprengköpfen bestückte, Interkontinentalraketen bauen, damit man die Menschheit nicht nur 20 mal auslöschen könnte, sondern vielleicht 21 mal...todsicher

Ein Flugzeug ist schon seit langem gestartet, es existiert bis heute noch keine Landebahn.