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Hermann Michel zum B-10-Ausbau (Pfälzer Tageblatt v. 27. 06.)

Ein Transportunternehmer biegt sich die Tatsachen zurecht

 

Wenn der Landauer Transportunternehmer H.Michel meint, im Interesse seines Unternehmens für den vierspurigen Ausbau der B10 eintreten zu müssen, dann sollte er wenigstens um sorgfältige Argumentation bemüht sein.

Wie kann man beispielsweise behaupten, vier Fahrspuren würden "kaum zu einem höheren Verkehrsaufkommen führen", wo schon im vergangenen Oktober aus dem Mund von Staatssekretär Eymael in Spirkelbach das krasse Gegenteil zu erfahren war?

Demnach werde sich bis zum Jahr 2015 die Verkehrsdichte verdoppeln und der Durchgangsverkehr verdreifachen, "wobei", wie es damals hieß, "der Verkehr bei einem Ausbau stärker zunimmt, als wenn nicht ausgebaut würde".

"Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten" ist ein eisernes Gesetz.

Ein Blick auf Erhebungen am "Mutterstadter Kreuz" belegt die Richtigkeit dieser Binsenwahrheit: Dort belief sich die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke 1975 auf 10.300, 1980 auf 23.500 und 1990 auf 40.000 Kraftfahrzeuge.

Was meistens in der Betoniereuphorie der Planer übersehen wird, ist der Umstand, dass vierspurig ausgebaute Straßen ihre Umgehungswirkung verlieren, den lokalen Verkehr wieder zurück in die Dörfer zwingen und die Bewegung von A nach B zu einer Odyssee auf zeitraubenden Umwegen werden lassen.

Im Übrigen ist längst widerlegt, dass unter diesen Umständen, wie Herr Michel meint, eine Schadstoffverringerung eintritt. Das Gegenteil ist der Fall:

Vierspurigkeit bedeutet einen Quantensprung für die Schadstoff- und Lärmbelastung.

Herr Michel will den Südpfälzern Verhältnisse aufzwingen, wie sie die Tiroler am Brenner bereits auszuhalten haben und mit heftigen Protesten bekämpfen.

Diese Behauptung ist durch zahlreiche Untersuchungsergebnisse belegbar:

Für Arbeitsplätze und Industrieansiedlung ist eine ausgebaute Verkehrsinfrastruktur sicher nicht ohne Bedeutung. Das heißt aber nicht, dass man die Südpfalz zu einem europäischen Verkehrskreuz degradieren muss. Durchgängig dreispuriger Ausbau muss reichen. Verkehrsanbindung ist nicht alles. Dann müssten Ruhrgebiet und Ostfriesland längst blühende Landschaften sein. Im Hohenlohischen dagegen gibt es ohne direkten Autobahnanschluss die dauerhafte Ansiedlung potentester Betriebe. Wenn die Westpfalz strukturpolitisch nicht vorankommt, hat das wohl andere Gründe als das Fehlen einer internationalen Rennstrecke für 40-Tonner.